Kann man madige Pilze essen oder sind diese schädlich?

So gut wie jeder Pilzsammler kennt das unschöne Gefühl, wenn man einen augenscheinlich knackigen Speisepilz erblickt, der sich bei genauerer Betrachtung jedoch als madig entpuppt. Meistens zeigt sich diese böse Überraschung erst dann, wenn man den Pilz der Länge nach aufschneidet. Sollten von Maden befallene Pilze von Vornherein im Wald stehen gelassen werden oder ist es vielleicht sogar möglich, sie bedenkenlos zu konsumieren?

Madige Pilze stellen, sofern sich die Pilze in einem qualitativ einwandfreien Zustand befinden, keine Gesundheitsgefahr dar. Sollte beim Anblick dieser Tierchen kein Ekel aufkommen, können sie demnach bedenkenlos konsumiert werden.

Im Verlaufe dieses Artikels wirst du außerdem erfahren, welche Larven vorzugsweise in Pilzen wohnen, wie genau sie in die Pilzfruchtkörper gelangen, welche Faktoren einen Madenbefall begünstigen, und wie man betroffene Pilze von diesen Tierchen befreien kann.

Kann man madige Pilze essen?

Die hierzulande vorkommenden Pilzmückenlarven sind allesamt ungiftig, weshalb der Konsum von Maden aus gesundheitlicher Sicht völlig unbedenklich ist. Genaugenommen könnte man sie – aufgrund ihres recht hohen Proteingehalts – sogar als gesunde Ergänzung der sonst gewohnten Ernährungsweise ansehen.

Letzten Endes muss jeder für sich selbst entscheiden, ob diese kleinen Tierchen im späteren Gericht stören oder nicht. Es ist reine Kopfsache. In gebratenen Gerichten gehen ein paar wenige Maden meist ohnehin unter, da man sie höchstwahrscheinlich weder herausschmeckt geschweige denn erkennt. In Suppengerichten hingegen würde man sie vermutlich leichter erkennen, da sie aller Wahrscheinlichkeit nach an der Oberfläche aufschwimmen.

An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass madige Pilze nur dann als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden können, sofern sich diese auch tatsächlich in einem qualitativ einwandfreien Zustand befinden. Total durchfressene Pilze solltest du grundsätzlich immer meiden. Darin befinden sich meist viel Kot sowie stark zerkleinertes Pilzeiweiß, was wiederum eine schnellere Zersetzung begünstigt.

Mythos widerlegt: Pilze, die von Insekten oder anderen Tieren gefressen werden, sind ungiftig
Pilze, die für uns Menschen giftig sind, müssen nicht unbedingt auch für diverse Tierarten giftig sein. Ein Kegelhütiger Knollenblätterpilz zum Beispiel ist sehr häufig von Maden befallen. Bei den kleinen Tierchen treten keinerlei Vergiftungserscheinungen auf. Beim Menschen hingegen schädigen die im Pilz enthaltenen Pilzgifte die Leber und Niere. Abhängig von der aufgenommenen Menge kann diese Form der Pilzvergiftung sogar tödlich verlaufen.

Welche Larven sind in Pilzen?

Es gibt unzählige Insektenarten, welche in engerem Zusammenhang mit Pilzen stehen. So ernähren sich beispielsweise viele Käferarten vom im Untergrund wachsenden Pilzmyzel, von den Sporen oder von harten, mehrjährigen Fruchtkörpern, welche an Bäumen wachsen. An weichen Pilzen trifft man Käfer (Larven wie auch geschlechtsreife Insekten) dagegen eher seltener an.

Hier einige sich von Pilzen ernährende Käferarten:

  • Kreuzbinden-Pilzkäfer (Myetina cruciata)

Kreuzbinden-Pilzkäfer leben meistens auf der Unterseite liegender Nadel- und Laubhölzer und ernähren sich von Pilzmyzelien diverser Baumpilze (Gemeiner Zunderschwamm, Flacher Lackporling, Rotrandiger Baumschwamm etc.). Die Larven konsumieren ebenfalls Pilze.

  • Gelbbindiger Schwarzkäfer (Diaperis bolet)

Der Gelbbindige Schwarzkäfer ist in Mitteleuropa hin und wieder in und an den Fruchtkörpern einjähriger Baumpilze (Schwefelporling, Birkenporling etc.) zu finden. Diese dienen ihm (also sowohl der Larve als auch dem ausgewachsenden Insekt) als Unterschlupf und Nahrung zugleich.

  • Vierfleckiger Kahnkäfer (Scaphidium quadrimaculatum)

Dieser kleine Käfer ist nicht selten auf diversen Baumpilzen anzutreffen und ernährt sich auch von diesen. Den Larven dienen Pilze ebenfalls als Nahrung.

  • Rotfleckiger Faulholzkäfer (Tritoma bipustulata)

Rotfleckige Faulholzkäfer leben an Baumpilzen und ernähren sich zudem auch davon. Die Entwicklung der Larven findet stets in diversen Baumpilzen statt (Blätterporlinge, Stielporlinge, Wirrlinge etc.).

Wie du sehen kannst, gehören unsere beliebten, heimischen Speisepilze (mit Ausnahme des Gemeinen Schwefelporlings) bei den meisten Käferlarven nicht zum natürlichen Nahrungsspektrum. Bei Tierchen in weichen, vergänglichen Fruchtkörpern handelt es sich zumeist um Larven von Zweiflüglern (Taufliegen, Pilzmücken, Trauermücken etc.) oder Springschwänzen.

Wie kommen die Maden in die Pilze?

Dass fast alle Insekten Eier legen, aus denen sich im Anschluss Larven bilden, sollte denke ich jedem bekannt sein. Doch wie wird gewährleistet, dass einige Pilze Unmengen Larven beherbergen, während man nach außen hin nichts sieht? Wie gelangen Maden in die Pilze?

Im Grunde schaut es wie folgt aus: Die ausgewachsenen Weibchen legen ihre Eier entweder direkt in das Pilzfleisch (dabei bohren sich manche Insektenarten regelrecht in das Fleisch), auf die Pilzoberfläche, in die Röhrenschicht, zwischen den Lamellen oder auf den Boden ab. Abhängig von der Witterung und der jeweiligen Insektenart dauert es dann auch nicht mehr allzu lange, bis aus den Eiern winzig kleine Maden schlüpfen und diese im Anschluss ihr Werk verrichten.

Doch wie kann es eigentlich möglich sein, dass manchmal bereits sehr junge Fruchtkörper von Maden befallen sind?

Ich vermute, dass die Orientierung der Weibchen olfaktorisch und nicht visuell erfolgt. Auf diese Weise wäre es ihnen möglich, ihre Eier an geruchsintensiven, nach Pilzen riechenden Stellen am Boden abzulegen.Die Maden sind quasi schon geschlüpft, ehe der Pilz eine beträchtliche Größe erreicht hat. Ebenso wäre dies eine gute Erklärung dafür, weshalb bei manchen Pilzen der Madenbefall ausschließlich von der Stielbasis ausgeht (die Maden fressen sich sozusagen vom Boden aus in den Fruchtkörper hinein).

Wann werden Pilze madig?

Die Region, das Wetter und die genaue Pilzart haben maßgeblichen Einfluss darauf, ob ein Pilz vermadet ist oder nicht.

Region

Aufgrund der Tatsache, dass diverse pilzliebende Insekten in manchen Gegenden seltener/häufiger vorkommen, ist es durchaus möglich, dass mancherorts seltener/häufiger wurmstichige Pilzfunde verzeichnet werden.

Wetter

Insekten ziehen es vor, sich an warmen und trockenen Tagen fortzubewegen. Bei einem Regenwetter hingegen suchen sie in trockenen Unterschlüpfen Schutz. Und das aus gutem Grund: Regen ist für sie geradezu lebensgefährlich. Nasse Insekten sind in ihrer Bewegung eingeschränkt, was sie wiederum zu einer leichten Beute ihrer Fraßfeinde werden lässt. Kleine Tierchen könnten sogar in Regenpfützen ertrinken oder gar von Regentropfen erschlagen werden.

Was wir daraus schließen können, ist, dass Taufliegen, Trauermücken und Co ihre Eier höchstwahrscheinlich nicht bei Regen ablegen. Fruchtkörper, welche während einer längeren Regenperiode erscheinen, sind demnach sicherlich seltener von Maden befallen, als jene, die nach einem Regenfall bei (ansatzweise) trockenem/schönem Wetter fruktifizieren.

Des Weiteren spielt natürlich auch die Temperatur eine entscheidende Rolle. Wenn es draußen kälter wird, sinkt automatisch auch die Körpertemperatur der Insekten und deren Larven. Sie werden langsam und träge. Warme Temperaturen dagegen begünstigen einen Madenbefall.

Pilzart

Während es Pilzarten gibt, die den Anschein erwecken, nahezu immun gegen Maden zu sein, gibt auch jene, welche recht häufig mit diesen Untermietern angetroffen werden.

Anfällige Pilze

  • Steinpilze (Boletus spp.)
  • Maronenröhrlinge (Imleria badia)
  • Rotfußröhrlinge (Xerocomelius spp.)
  • Champignons (Agaricus spp.)
  • Reizker (Lactarius sect. Deliciosi)
  • Maipilze (Calocybe gambosa)
  • Perlpilze (Amanita rubescens)
  • Netzstielige Hexenröhrlinge (Suillellus luridus)
  • Gemeine Birkenpilze (Leccinum scabrum)
  • Morcheln (Morchella spp.)

Weniger anfällige Pilze

  • Pfifferlinge (Cantharellus spp.)
  • Rotkappen (Leccinum spp.)
  • Täublinge (Russula spp.)
  • Gemeine Riesenschirmlinge (Macrolepiota procera)
  • Flockenstielige Hexenröhrlinge (Neoboletus erythropus)
  • Semmelstoppelpilze (Hydnum repandum)

Wie du Maden aus Pilzen entfernen kannst

Solltest du dich an ein paar Fraßgängen/Löcher in Waldpilzen nicht stören, kannst du die Pilze liebend gerne in ein leckeres Gericht verarbeiten. Um möglichst wenig bis keine Maden zu verspeisen, empfiehlt es sich, madige Stellen wegzuschneiden, die Pilze zu trocknen oder aber die Pilze eine gewisse Zeit lang in Salzwasser einzulegen.

Methode Nr. 1 – Wegschneiden

Schneide befallene Stellen so gut es geht mit einem scharfen Messer weg und verwerte nur die einwandfreien Teile des Pilzes.

Methode Nr. 2 – Trocknen

Beim Trocknen der Pilze kommen die Maden – vorausgesetzt, die Pilze wurden vorher in kleine Scheiben/Stücke geschnitten – in der Regel von ganz alleine herausgekrochen. Du kannst deine Pilze entweder an der Luft, in einem Dörrgerät, im Backofen oder auf der Heizung trocknen. Sobald sich die Pilze nicht mehr elastisch biegen lassen, gilt der Trocknungsprozess als vollständig abgeschlossen. Abschließend musst du nur noch die toten Maden aufsammeln und entsorgen.

Methode Nr. 3 – In Salzwasser einlegen

Methode Nr. 3 besteht darin, die Pilze für rund 1 bis 2 Stunden in ein Gefäß zu legen, welches zuvor mit Salzwasser gefüllt wurde. Nach solch einem Bad haben so gut wie alle Larven ihre Wohnung verlassen. Anschließend solltest du die Pilze gründlich abwaschen, kurz mit einem sauberen Tuch abtrocknen und zügig weiterverarbeiten.

Achtung: Auch Pilze aus dem Handel können Maden enthalten

Obwohl die Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelqualität in Europa einen recht hohen Standard erreicht hat, hört oder liest man immer wieder davon, wie schlecht Pilze aus dem Supermarkt eigentlich abschneiden. Viele Exemplare sind verschimmelt, weisen eine matschige Konsistenz und/oder sind von Maden durchfressen. Der Konsum solcher Pilze kann mitunter schwerwiegende Folgen haben. Abhängig vom Schweregrad des Verderbs können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Magen- oder Darmstörungen auftreten.

Damit es gar nicht erst dazu kommt, solltest du stets einen kritischen Blick auf Supermarktpilze werfen – sowohl bei Exemplaren aus der Gemüseabteilung als auch bei eingelegten und getrockneten Pilzen. Kaufe nur jene, welche sich in einem qualitativ einwandfreien Zustand befinden. Ausführliche Informationen darüber, wie man erkennt, ob ein Pilz verdorben ist oder nicht, findest du hier.

Häufig gestellte Fragen

Können Maden im Korb andere Pilze befallen? Sofern man Pilze ein paar Stunden in seinem Sammelkorb liegen hat, kann es passieren, dass diverse Maden gegebenenfalls auch tadellose Exemplare befallen.

Referenzen
Hosaka, K., & Uno, K. (2012). A preliminary survey on larval diversity in mushroom fruit bodies. Bulletin of the National Museum of Nature and Science Series B, Botany, 38, 77-85.

Mitter, H. (2012). Käfer und Pilze – eine Vielfalt an Beziehungen. STAPFIA 96, S. 227-233.

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